Der Naturbaum zu Weinachten liegt nach wie vor voll im Trend. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland fast 30 Millionen Koniferen gekauft. Die Tendenz ist sogar seit Jahren steigend, da viele Haushalte inzwischen auch noch einen zusätzlichen Christbaum auf dem Balkon oder im Garten aufstellen möchten.
Die Lust auf immergrünes Nadelgehölz überfällt die Menschen bereits Ende November, wenn die Händler ihr Saisongeschäft starten und an gefühlt jeder Ecke die abgeschlagenen Bäume anbieten. Kurz nach den Feiertagen fliegt das Grünzeug dann aber gleich wieder raus. Schließlich warten mit Silvester, Karneval und vielleicht sogar Ostern schon die nächsten Anlässe darauf, angemessen zelebriert zu werden. Der Anblick der obdachlosen Weihnachtsbäumchen, die, teilweise noch mit Lametta an den Nadeln, achtlos zwischen Hundehaufen am Straßenrand liegen, bricht mir immer das Herz. Wie schnelllebig und oberflächlich wird Weihnachten doch abgearbeitet. Auf Grußkarten wird ein besinnliches Fest gewünscht, aber wo bitteschön findet diese beschauliche Nachdenklichkeit statt? Mit Sicherheit nicht unter dem Weihnachtsbaum. Der ist in der Regel nur die dekorative Kulisse für die ständig wachsenden Geschenkeberge.
Und wie ungerecht ist es, dass die Koniferen, die viele hundert Jahre alt werden können, im zarten Säuglingsalter von durchschnittlich zehn Jahren getötet werden. Mir drängt sich da der Vergleich mit Kälbern oder Lämmern auf, denen man auch nur rund 2% ihrer eigentlichen Lebenserwartung zugesteht, bevor sie geschlachtet werden.